Um- und Anbau Bauernhaus, Seltisberg

Um- und Anbau 2019

Planung/Ausführung: 2018-2019
Bauschaft: Privat

 

Visualisierung: rsa, Basel
Fotos: Christian Kahl, Basel / rsa, Basel

 

Ausgangslage
Das kommunal geschützte, breitgelagerte, barocke, zweigeschossige Bauernhaus (Mitterstallhaus) mit Satteldach und durchlaufendem First erbaut 1797, bildet mit dem Bauernhaus und dem anliegenden Wohngebäude eine markante Zeile, welche schräg zur Hauptstrasse steht. Die Scheune ist weiterhin als kalter Lagerraum genutzt. Das Bedürfnis ihr Wohneinheiten einzuschreiben wurde von Seiten der Bauherrschaft nicht gefordert.

Entwurfsidee
Das Bauernhaus sollte eine sanfte Transformation in Heute, mit Erhalt der Typologie des Bestandes mit Wohnbereich, Stall und Tenne erfahren. Die Anordnung des Mitterstallhauses mit Anbau und dem Schopf definieren einen geschützten, mit Abendsonne durchfluteten Hofgarten. Diese Qualität sowie die strukturellen Gegebenheiten mit den verwendeten Materialien sollten erhalten bleiben. Der ehemalige Schopf, im Fussabdruck erhalten, ist heute Wohnraum mit direktem Bezug zum Garten. Das Gartenzimmer ist eine horizontale Ergänzung zum Wohnen und Leben im Bestand.

Projektierung
Der Wohn-Teil des Bauernhauses erfuhr eine sanfte, nachhaltige Sanierung, die Tannenriemenböden wurden geschliffen und geölt, die Wände/Decken neu gestrichen oder als Lehmplattendecken neu verputzt. Die Holz-Etagenöfen wurden durch Säulenradiatoren und im Erdgeschoss durch eine beheizte Betonbodenplatte (Tabs), bis aufs Korn geschliffen, ersetzt. Die Wärme gelangt, neu über das gemeindeeigene Fernwärmenetz, ins Haus. Den einstigen Räucherküchen des Bauernhauses wurden mittels beplankten Holz-Konstruktionswänden WC- und Duschräume, Waschbereiche sowie im EG, der Eingangsbereich mit Garderobe, eingeschrieben. Im Eingangsbereich blieb die viertelgewundene Treppe ins Obergeschoss erhalten. Die eingeführte Galerie erschliesst das Eltern-Schlafzimmer sowie die neue Holztreppe, welche das Ober- mit dem Dachgeschoss verbindet. Im Dachzimmer ermöglicht das liegende Schwingflügelfenster einen weiten Blick in die Höhen und Täler der Jurakette.
Die wieder aktivierten und neuen Durchbrüche der Bruchsteinwände, lassen beim Durchschreiten die physischen Stärken wahrnehmen und vermitteln eine Sicherheit und zu einer natürlichen Geborgenheit.
Beim Anbau blieb die Sprache der Fassaden-Materialisierung sowie die Lage und Grösse der Fenster erhalten, im Obergeschoss werden sie durch die Lückenschalung unter Tags nicht wahrgenommen. Daraus resultiert in der Wahrnehmung ein homogenes und ruhiges Volumen, mit dem Potenzial, das stattfindende Leben in der Nacht, nach Aussen zu tragen.

Realisierung
Die neue „Rauch-Küche“ sowie der Essbereich liegen im ehemals zweigeteilten, zweigeschossigen Anbau. Diese sind heute als ein zweigeschossiger Raum erlebbar. Der Dachhimmel in seinem schwarz geölten Holzkleid ist eine Referenz zu den ehemaligen Rauch-Küchen. Dies führt mit dem neuen Panoramafenster – Vierjahreszeiten-Bild – und den hinter der Lückenschalung liegenden Fenstern, zu sinnlichen, unterschiedlichen Lichtstimmungen.
Mit den entlang, der neu verputzten Bruchsteinwände, verlaufenden Lichtbändern, können Lichtstimmungen auch während den dunkleren Tageszeiten, erzeugt werden.
Im Gartenzimmer ist der Blick durch die grossformatigen, beidseitig öffenbaren Holz-Schiebetüren in den Garten frei. Dieser Raum wird über, mit verputzten Lehmplatten verkleidete, Holzkonstruktionen der Wände und Decke sowie über eine geschliffene Bodenplatte, definiert.
Im Sofa sitzend, die Abendsonne im Gesicht spürend, kommt das Gefühl auf, eine ProtagonistIn des Gartens zu sein…

Nachhaltigkeit – ökologisches Bauen
Der Umbau des Bauernhauses mit dem Anbau sowie der Ersatzneubau des Schopfes wurden unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit und des ökologischen Bauens geplant und realisiert.
Die guterhaltene Gebäudesubstanz wurde erhalten und wenn gefordert, nachhaltig und ökologisch optimiert.
Der bestehende Dachstuhl sowie die Aussen-, Bruchsteinwände wurden unter ökologischen Aspekten gedämmt, die Kunststofffenster (2fach-IV) wurden durch gestrichene Holzfenster (3fach-IV), unter den Aspekten der Denkmalpflege, ersetzt.
Sämtliche Materialien stammen aus der Region bzw. aus der Schweiz, auf die Verwendung von Petrolchemieprodukten sowie von Lösungsmitteln wurde weitestgehend verzichtet.